Teilprojekt 2
Sakralraumtransformation am Beispiel hybrider Räume im Raum Leipzig
Sakralraumtransformation im säkularen Kontext am Beispiel hybrider Räume. Kartierung, Ermittlung leitender Logiken und Kriterienfindung in Leipzig

Sakralraumtransformationen haben ihre eigenen Logiken, die von dem Kontext abhängig sind, in dem sie geschehen. Das Teilprojekt untersucht diese Transformationen in Leipzig – einer ehemals mehrheitlich evangelischen, inzwischen weitgehend säkularen Stadt im Osten Deutschlands. Das Ziel ist es, die leitenden Logiken dieser Prozesse in einem säkularen Umfeld wahrzunehmen.Aufgrund erster Studien lautet eine Hypothese, dass die Schaffung hybrider Räume zu einem besonderen Kennzeichen der Sakralraumtransformationen in Leipzig gehört – die Schaffung von Räumen also, die neben einer im engeren Sinne sakralen Nutzung von vornherein für eine im weiteren Sinn ‚gesellschaftliche‘ bzw. kulturelle Nutzung geplant sind. Zur Überprüfung dieser Hypothese ist eine Arbeit in drei Schritten notwendig: (1) Der erste Schritt hat dasZiel, die Sakralraumtransformationen in Leipzig seit 1990 bis zur Gegenwart erstmals umfassend zu kartieren und dokumentieren. Dabei sollen die unterschiedlichen Transformationsprozesse im Verhältnis von Zentrum und Stadtrand, in unterschiedlichen konfessionellen Kontexten etc. wahrgenommen werden. Aus diesem ersten Schritt begründet sich auch die Auswahl der beiden Transformationsprozesse, die in einem zweiten Schritt näher untersucht werden soll. (2) Der zweite Schritt hat das Ziel, leitende Logiken zur Wahrnehmung sakraler Räume in einem säkularen Kontext aufgrund der konkreten Einzelanalysen zweier Transformationsprozesse zu bestimmen. Dazu bietet es sich derzeit an, (1) auf den Wiederaufbau der 1968 von der SED gesprengten Universitätskirche St. Pauli und (2) auf das Philippus-Projekt im Leipziger Westen zu blicken. Die bisher nur in Ansätzen wissenschaftlich dokumentierten Auseinandersetzungen um die Frage nach der Möglichkeit des Wiederaufbaus derLeipziger Universitätskirche bieten eine hervorragende Basis, um Logiken der Wahrnehmung sakraler Räume in einem säkularen Kontext zu ermitteln. Im Dezember 2017 wurde der Neubau als „Paulinum – Aula/Universitätskirche St. Pauli“ eröffnet bzw. geweiht, wodurch die Hybridität des entstandenen Gebäudes schon im Namen sichtbar wird. Das Philippus-Projekt im Leipziger Westen zeigt, wie ein gemeindlich zunächst nicht mehr genutzter Kirchenraum in einem mehrjährigen Prozess zu einem dreifach genutzten Raum umgestaltet wurde: Kirche, Kultur und Hotel verbinden sich in einem diakonischen Gesamtrahmen. Durch einander ergänzende Methoden und den vergleichenden Blick auf Aachen als westdeutschen Vergleichsraum sollen leitende Logiken der Transformationsprozesse im Osten Deutschlands erarbeitet werden. (3) In einem dritten Schritt werden ausgehend von den erarbeiteten Kriterien für gelingende Sakralraumtransformation im Osten Deutschlands in theoretischer und praktischer Perspektive erarbeitet, die wiederum mit dem westdeutschen Vergleichsprojekt rückgekoppelt werden.