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19. September 2024

TransFormationsLandschaften. Typologien und Praktiken der Sakralraumtransformation in Ost- und Westdeutschland Jahrestagung TRANSARA (FOR 2733) mit Ausstellung

Vierte Jahrestagung der interdisziplinären Forschungsgruppe TRANSARA vom 05.-06.07.2024 in der Katholischen Akademie Schwerte.

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Roundtable Schwerte.jpg © Torsten Dautzenberg
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Die interdisziplinäre DFG-Forschungsgruppe TRANSARA zu Sakralraumtransformationen in Deutschland hat ihre vierte Jahrestagung mit Begleitausstellung vom 05.-06. Juli in der Katholischen Akademie Schwerte unter dem Titel „Typologien und Praktiken der Sakralraumtransformation in Ost. Und West-Deutschland“ veranstaltet (www.transformationslandschaften.de). Sie präsentierte hier eine Zwischenbilanz der ersten Forschungsphase von 2020 bis 2024 und stellte sie einem interessierten Fachpublikum vor. Prof. Dr. Stefanie Lieb, Studienleiterin für Kunst und Teilprojektleiterin bei TRANSARA, begrüßte am Freitag zusammen mit Prof. em. Dr. Albert Gerhards, dem Sprecher der Forschungsgruppe, das vielzählig erschienene Publikum.

Nach einer einführenden Kurzcharakterisierung der Sakralbaulandschaften Ost und West sowie dem Forschungsansatz von TRANSARA starteten die ersten Round Tables als Diskussionsrunden der interdisziplinären Verständigung zu den Begriffen SAKRAL und TRANSFORMATION. Im Rahmen der Diskussionen zeigte sich, dass die beteiligten Disziplinen - Theologie, Immobilienwirtschaft und Kunstgeschichte – unterschiedliche und teils widerstreitende Verständnisse der Begriffe vertreten.

Die Sektion „Typologien der Sakralraumtransformation“ eröffnete am Freitagnachmittag Prof. Dr. Alexander Deeg mit der Vorstellung unterschiedlicher Raumlogiken der Hybridität, die sich an ausgewählten Fallbeispielen aus den Untersuchungsräumen ableiten lassen. In der Response auf diesen Vortrag stellte Prof. Dr. David Plüss (Ev. Theologie, Uni Bern) die Frage nach einer Erweiterung dieses Hybridität-Konzepts im Hinblick auf eine genauere Ausarbeitung der Spannungsbögen, die sich bei den hybriden Raumbeziehungen ergeben können.

Prof. Ulrich Königs schloss mit einer Vorstellung der „Trampelpfade und Typologien“ aus seinem Bereich des Architekturentwurfs an und charakterisierte die nicht vorhersehbaren Aneignungen von Kirchenräumen und davon ausgehenden Transformationen als „Trampelpfade“. Diese müsse die Architektur wahrnehmen, nur so käme es langfristig zur Entwicklung neuer Typologien und Zyklen der Transformation für Kirchengebäude und ihre Nutzungen, die die Architektur gestalterisch begleitet könnte.

Der von Umnutzung, Leerstand und Abriss besonders betroffene Bautengruppe der Nachkriegskirchen widmete sich Prof. Dr. Stefanie Lieb in ihrem Vortrag zu Transformationsmodellen dieser Kirchen in den Untersuchungsräumen. Anhand der statistischen Auswertung und bauhistorischen Analyse von Nachkriegskirchen aus dem Untersuchungsraum Aachen entwickelte sie eine mögliche Korrelation zwischen Umnutzungstypus und Umbaumodus und stellte mit der Präsentation von Einzelbeispielen für die Folgezeit eine vergleichende Untersuchung zu den Nachkriegskirchen im Raum Leipzig in Aussicht. Die Response von Dr. Hanna Weber (Freiburg) ergänzte diesen Ansatz einer Neubewertung von Nachkriegskirchen-Transformationen.

Unter dem Titel "Kolumbarien, Kulturzentren und Kitas – gefeierte Liturgie in neuen sozialen Kontexten" referierte Prof. em. Dr. Albert Gerhards die komplexen Zusammenhänge zwischen dem liturgischen Ritual im Kirchenraum und den damit zusammenhängenden sozio-kulturellen Entwicklungen und Raumveränderungen. Prof. Dr. Stefan Böntert (Kath. Theologie, Uni Bochum) führte in seiner Response hierzu den aktuellen Vulnerabilitätsdiskurs sowie den Synodalen Weg der Katholischen Kirche an, beides Ansätze eines Strukturwandels, in dem die Kirchengebäude und ihre Transformationen einen Platz finden könnten.

Der Abschluss des ersten erfolgreichen Tagungstages wurde mit der Vernissage zur Begleitausstellung „TransFormationsLandschaften“ in den Räumen der Akademie gefeiert. Die Ausstellung wird in der Akademie bis zum 05. Oktober 2024 gezeigt und kann zu den Öffnungszeiten der Akademie besucht werden.

Den Auftakt am Samstag machte der dritte Round Table zum Thema WERTE, der unter einer regen Beteiligung des Publikums das Verständnis des „immateriellen Wertes“ eines Kirchengebäudes in der Theologie, der Immobilienwirtschaft und der Kunstgeschichte diskutierte. Die immobilienwirtschaftliche Perspektive wurde darauf von Prof. Dr. Sven Bienert in seinem Vortrag zu „Social Impact im Quartier“ und der damit verbundenen ökonomischen Wertschöpfung nochmals im Hinblick auf Kirchengebäude verdeutlicht. Sabine Georgi von der ULI (Urban Land Institute) reagierte in ihrer Response, indem sie auf die aktuelle Umbruchsituation auch in ihrer Branche und die Notwendigkeit einer Mitwirkung aller Beteiligten am großen Strukturwandel unserer Städte und Dörfer hinwies.

Dr. Kerstin Menzel (Ev. Theologie, Uni Leipzig; Prof.-Vertretung, Uni Halle) führte in der Sektion zu den Praktiken der Sakralraumtransformation abschließend mit ihrem Vortrag zu „Räumlich-materiellen Aushandlungsprozessen“ mehrere Beispiele des Verhältnisses zwischen Menschen und Dingen in transformierten Kirchenräumen des Untersuchungsraumes Leipzig an und analysierte die damit einhergehenden Praktiken sowie hybriden Raumkonstellationen.

Die abschließende Tagungsbeobachtung von Dipl.-Ing. Elke Bergt (Ev. Kirche in Mitteldeutschland, Erfurt), PD. Dr. habil. Karin Berkemann (Kunstgeschichte, Uni Greifswald, TU Dortmund) und Prof. Dr. Barbara Welzel (Kunstgeschichte, TU Dortmund) legte dar, dass in Anbetracht des aktuellen Transformationsdrucks, der auf der Kirchenlandschaft in Deutschland lastet, die wissenschaftliche Analyse und Aufarbeitung von TRANSARA dringend notwendig sei und „hoffnungsvolle Perspektiven“ auf eine vermehrte Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten in diesem Bereich erkennbar geworden seien.

Im optionalen Netzwerktreffen am Samstagnachmittag unter der Leitung von Dr. Manuela Klauser wurden dann in Anlehnung an das aktuelle Kirchenmanifest (www.kirchenmanifest.de) mit Vertreter:innen aus der Kirchenbaupraxis sowie aus dem kulturpolitischen Bereich mögliche Wege einer Verstetigung von Formaten zum Erhalt von Kirchengebäuden und zur Entwicklung nachhaltiger Transformationsmodelle in Deutschland angedacht.

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