Für gegenwärtige Kirchenneunutzungen wird immer wieder attestiert, dass sie den grundsätzlich öffentlichen Charakter der Kirchengebäude stärken, indem sie dezidiert nicht-kirchliche Nutzungen integrieren, eine gesellschaftliche Öffentlichkeit adressieren und bereits in den Planungs- und Entwicklungsprozessen beteiligen oder „spirituelle Erfahrungen der Daseinsweitung aus dem Alltag in den Kirchenraum [einschleusen]“ . Kerstin Menzel fragt in diesem Aufsatz: Gilt dies auch für Neubauten von Kirchengebäuden der letzten Jahre? Wie positionieren sich diese stadträumlich und welche Öffentlichkeit adressieren sie?
Sie gibt zunächst einen Überblick über Zahl und Auslöser evangelischer Kirchenneubauten seit 1990 und Tendenzen dieser Gebäude im Blick auf intendierte Nutzung, Baugestalt (Dominanz von Gemeindezentren, flexible Raumnutzung, Unselbstverständlichkeit von Neubauten etc.). In einem zweiten Schritt kontrastiert sie anhand von konkreten Beispielen zwei Typen öffentlicher Positionierung: "zurückgenommene Präsenz" und "lokale Größe". Eine Zwischenbilanz unterstreicht die Bedeutung der Sozialformen, für die gebaut wird, sowie die Gestaltung des unmittelbaren Umfeld des Gebäudes. Ein Ausblick diskutiert das sich aufdrängende Desiderat einer diakonischen Logik.