Im Zusammenhang mit einer Weitung der TRANSARA Perspektive auf den internationalen Umgang mit religiösem Erbe sind Manuela Klauser (TP 1) und Kerstin Menzel (TP2) seit einiger Zeit im fachlichen Austausch mit Vertreter:innen verschiedener Organisationen sowie der anglikanischen und der katholischen Kirche in England. Sie folgten schließlich Anfang September einer Einladung von Prof. Kate Giles und Dr. Louise Hampson des Centre for the Study of Christianity and Culture an der University of York [link: https://www.christianityandculture.org.uk ], um vor Ort verschiedene Projekte und Stadien der Umnutzung kennenzulernen.
Nach einem ½-tägigen Workshop am Montag Morgen mit Vertreterinnen der Church of England, Historic England und des National Churches Trust in einem vom Centre for the Study of Christianity and Culture ausgerichteten Workshop in Yorks King’s Manor folgte am Nachmittag ein ausgiebiger Stadtspaziergang. Bei diesem wurde uns nicht nur bewusst, wie dicht die Sakraltopografie des Ortes einst gewesen sein muss (um die 50 Kirchen), sondern auch die spannende Verbindung von Archäologie und Heritage Studies, was am Centre for the Study of Christianity and Cultures eine lange historische Linie von kultureller Transformation als Hermeneutik einspielt: Auch für Kirchen gehören Zeiten der Entnutzung und Zeiten der Umnutzung schon lange zur Geschichte hinzu.
Am Dienstag folgte eine von den Regionalreferenten des Churches Conservation Trust (CCT / link: https://www.visitchurches.org.uk/) Mark Sproat und Anthony Wilder organisierte Rundtour durch Yorkshire. Bei den besuchten Kirchen in Thirsk, Skelton-on-Ure und Roecliffe wurde sehr deutlich, dass der CCT als Eigentümer lokales Engagement nicht kompensieren kann, sondern vielmehr auf dieses angewiesen ist, um einen historischen Kirchenort lebendig zu halten. Der Wechsel der Trägerschaft ermöglicht aber – fast stärker als neue Finanzquellen – die Einbindung und Aktivität von neuen Ehrenamtlichen, die sich nicht zuständig gefühlt haben, solange das Gebäude kirchlich getragen war, und die neue Deutungen und Wertvorstellungen in Bezug auf das Gebäude eintragen und Potentiale erschließen.
Der zweite Teil der Exkursion führte die Gruppe nach London, wo die theoretische Kenntnis, dass in England ein großer Unterschied zwischen Metropole und ländlichem Raum besteht, sehr anschaulich wurde. Einen Schwerpunkt der Besuche bildeten Neunutzungen, die sich durch architektonisch und ästhetisch anspruchsvolle An- und Umbauten (überwiegend erst seit den frühen 2000er Jahren) auszeichnen, etwa die Lumen Church der United Reformed Church unweit King’s Cross, das 2017 neu gestaltete Garden Museum in ehem. St.-Mary-at-Lambeth, St. Paul Old Ford in Bow oder die Mercato Metropolitano Foodhall in der denkmalgeschützten Kirche St. Mark’s im Stadtteil Mayfair.
Zu unserem Besuch gehörten ebenso Gespräche mit kirchlichen Repräsentant:innen, etwa mit Dr. Clare Price und Edward Youngson vom Cathedral and Church Buildings Department der Church of England oder mit Josephine Warren, Historic Churches Adviser der Catholic Bishop’s Conference of England and Wales. Die Haltung sowohl der offiziellen Stellen (Kirche(n); NCT; CCT) als auch der Menschen vor Ort wurde als sehr offen wahrgenommen. Das vorhandene Problembewusstsein für wachsenden finanziellen Herausforderungen, führt bisher nicht zu erkennbaren Tendenzen stärkerer Sondierungsstrategien. Der Wunsch nach dem Erhalt und der öffentlichen Zugänglichkeit historisch bedeutender Orte scheint fest im Bewusstsein aller Beteiligten verankert zu sein und erschien stets mit einem Verantwortungsgefühl für die Ermöglichung sozialer Teilhabe auf allen Ebenen verbunden.